palais des sports · master arbeit · spring semester 2019

studio christ & gantenbein

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Peripherie, ein Brief aus Zürich

1998 schrieb Marcel Meili einen Text mit dem Titel „Peripherie, ein Brief aus Zürich“. Der Text beschäftigte sich mit den Fragmenten der verbliebenen Infrastruktur, die mitten in der Stadt stehen blieben. Diese erfordern demnach, Interventionen für eine mögliche Nutzung auf menschlicher Ebene. Um zu vermeiden, dass auf dem Grundstück diese Infrastrukturen das Territorium in zwei Teile teilen, scheint die Besetzung dieser Zwischenräume die einzige Möglichkeit zu sein. In gewisser Weise würde das heissen, die Infrastruktur zu domestizieren und ihr eine spezifischere Funktion zu geben. Das Gebiet zwischen Manessestrasse und Sihl, welches uns in dieser Arbeit beschäftigt, teilt mit dem Text von Meili viele Ähnlichkeiten.

Die Zone steht seit 130 Jahren im Mittelpunkt von diversen Debatten. Viele Projekte sollten realisiert werden, wurden aber nie richtig abgeschlossen. So hat sich das Grundstück im Laufe der Jahre an verschiedene morphologische und infrastrukturelle Veränderungen anzupassen versucht. Heute symbolisiert der klaffende Stummel des Autobahn-Y, dass die Entwicklung nicht abgeschlossen ist. Eine passende Lösung fehlt bis heute.

Ein Transformator zwischen Natur und Infrastruktur
/Die Verbindung des Sihlraumes mit der Autobahn

Der Entwurf möchte sich die Besonderheiten des Ortes zur Grundlage des Konzepts machen. Momentan steht die Grosszügikeit der Natur, also des Flusses und seiner Vegetation in hartem Kontrast zum Beton. Es wird versucht ein Projekt zu entwerfen, das nicht der Infrastruktur  widerspricht, sondern im Gegenteil aus diesen spezifischen Konditionen entsteht. Um die Debatte abzuschliessen, aber auch um diesem unklaren Gelände einen Sinn zu geben, schlägt das Projekt eine Erweiterung der bestehenden Infrastruktur vor.
Es strebt deswegen weniger die Form eines Objekts oder Gebäudes an, sondern mehr ein verbundenes und heterogenes System, das die gegensätzlichen Räume miteinander verschmelzen lässt. Es soll nicht weiter ein abgekapselter Durchgangsort bleiben, sondern eine Verbindung vom Banhof Giesshübel, dem Google Areal und dem Quartier Wiedikon werden.
Parkfelder auf der obersten Ebene sind von der Sihlhochstrasse aus direkt erschlossen und dienen den darunter liegenden Ebenen. Grosszügige Grünfelder machen den Ort aber auch für Fussgänger zu einem angenehmen Aufenthaltsort mit einer tollen Sicht auf die Stadt. Die anderen Ebenen hingegen sind eine Erweiterung der Sportinfrastruktur. Ein neuer Steg vom Sihlhözli bis zum Bahnhof Giesshübel dehnt nicht nur die Sportanlage aus, sondern bildet eine neue Verbindung für Fahrräder und Fussgänger. Diese werden neu nur noch oberirdisch geführt, so dass ein visueller Bezug zwischen den verschiedenen Teilbereichen entsteht. Auf der Sihlebene findet man die Idee des Terrain Vague wieder, einer urbanen Fläche, welche sich die Bevölkerung aneignen kann. Eine Kletterwand und ein Spielplatz inizieren diese vorgesehene Entwicklung.

Das Städtische Regal
/Eine bewohnte Infrastruktur

Der Bau antwortet auf die Nachfrage nach Sport- und Parkplätzen. Er fungiert als Transformator zwischen beiden Funktionen, indem er in sich den Übergang der Autobahn und die Weiterführung des Sportareals vereint und sich der Quantität dieser beiden Strömungen flexibel anpassen kann. Ist eine Zukunft ohne Autos oder sogar der Abriss denkbar, könnte der Bau auch freistehend als Palais des Sports am Ufer der Sihl funktionieren.
Die grossmassstäbliche Tragwerkskonstruktion basiert auf dem Domino-Prinzip und bringt einen Stützen- Platten Aufbau mit sich. Diese offene Sruktur kann wie ein städtisches Regal genutzt werden, welches flexibel bleibt für künftige Nutzungen. Die Deckenhöhe ist für verschiedene Szenarien ausreichend. Alle Verbindungen und Strukturplatten versuchen das Ergebnis einer einheitlichen Aktion zu sein und keine Ansammlung von Fragmenten. Erfahren wird das Gebäude aber nicht als Ganzes, sondern als eine Abfolge von Sequenzen, die sich erst beim Hindurchbewegen eröffnen.
Durch Sichtbezüge zwischen den Sportfeldern und den verschiedenen Rampen wird in einzelnen Momenten die Trennung zwischen der Struktur und dem Programm aufgehoben. Das Erleben und Beleben der Infrastruktur erlaubt diesen Dialog zwischen der Infrastruktur als Objekt und dem Sport als Programm. Der Sport wird also zum Zentrum dieser sozialräumlichen Stadtstruktur.
Die primäre Struktur muss mit der bestehenden Infrastruktur der Autobahn gelesen werden. Deshalb wird ein Grundgerüst aus Ortsbeton geformt, in welchem dann das Programm eingebettet wird. Diese Räume werden aus vorfabrizierten Betonelementen abgetrennt. Zudem kann optisch zwischen der Primär- und Sekundärstruktur unterschieden werden. Es wäre denkbar, auf sekundärer Ebene andere Materialien einzusetzen. Durch die Verwendung der Materialien und Formensprache, welche der Besucher mit der Infrastruktur assoziert, soll ihm auch eine neue Sichtweise auf die Potentiale grosser Infrastrukturen und deren alternativen Nutzungen ermöglichen. Die verfeinerte Architektur soll jedoch im Kontrast stehen zum monotonen Aufbau der Autobahn.